Festakt im Landtag: 60 Jahre Partnerschaft von Rheinland-Pfalz und Burgund-Franche-Comté

Im Frühjahr wurde das 60-jährige Jubiläum bereits in Dijon gefeiert. Nun wurde die Partnerschaft auch in Mainz mit den französischen Freundinnen und Freunden gewürdigt. Bei einem Festakt im rheinland-pfälzischen Landtag blickten Landtagspräsident Hendrik Hering, Ministerpräsidentin Malu Dreyer sowie die französischen Gäste, darunter die Präsidentin des Regionalrats Marie-Guite Dufay sowie der Vizepräsident für Internationales, Patrick Molinoz, auf die vergangenen 60 Jahre und die gemeinsamen Erfolge zurück. Sie richteten den Fokus aber auch auf die gemeinsame Zukunft. Der Festakt war Bestandteil eines vielfältigen zweitägigen Programms in Mainz. So fanden unter anderem Fachgespräche mit Vertreterinnen und Vertretern des Landtags, der Staatskanzlei und des Partnerschaftsverbandes statt.

Europäische Grundwerte verteidigen

Landtagspräsident Hendrik Hering sagte, nach dem Zweiten Weltkrieg erschien die Kluft zwischen Deutschland, dem Land, das so viel Leid über seine Nachbarn gebracht hatte, und Frankreich, unüberwindlich. „Es schien undenkbar, aber aus Erbfeinden wurden Freunde. Aus erbitterten Kriegsmächten wurden Motoren der europäischen Einigung.“ Seither seien zwischen den beiden Ländern zahlreiche enge kommunale Partnerschaften und Initiativen auf allen Ebenen erwachsen. „Wenn wir heute das 60-jährige Jubiläum unserer Regionalpartnerschaft feiern, dann feiern wir auch das Europa der Bürgerinnen und Bürger und ihre Vision von Freiheit, Demokratie und Solidarität. Und wir feiern den Willen, dieses Friedenswerk und diese Völkerverständigung fortzusetzen und noch weiter auszubauen“, betonte Hendrik Hering. „Hier erleben wir ein Europa der Bürgerinnen und Bürger in seiner ganzen Vielfalt und Stärke. Und was vielleicht noch wichtiger ist: Dieses Europa existiert nicht nur auf politischer und institutioneller Ebene, sondern es lebt im Herzen der Zivilgesellschaft“. Wichtige Themen der Partnerschaft seien Jugendmobilität, Kultur und Bildung, die Kooperation in Landwirtschaft und Weinbau, aber auch Fragen der Digitalisierung und Transformation. Aktuell sei die gemeinsame und entschiedene Haltung zu Krieg und Terror in der Ukraine besonders wichtig. „Heute sind es die jungen Menschen, die die europäischen Grundwerte kennen, leben und in diesen Zeiten leider auch: verteidigen müssen. Das Erreichte kann auf Dauer nur Bestand haben, wenn sich Menschen aktiv dafür einsetzen“, unterstrich der Landtagspräsident.

Symbol für Frieden in geeintem Europa

Ministerpräsidentin Malu Dreyer betonte: „60 Jahre Partnerschaft in Europa stehen symbolisch für den Frieden in einem geeinten Europa. Vor allem die deutsch-französische Freundschaft war und ist ein Motor in einem demokratischen Europa. Aus Feinden wurde Freunde. Die beiden Botschaften, das Haus Rhénanie-Palatinat in Dijon und das Haus Burgund-Franche-Comté in Mainz, sind Anlaufstellen für Bürgerinnen und Bürger und auch junge Menschen, die die Partnerschaftsidee mit Leben erfüllen. Unsere Partnerschaft mit Burgund-Franche-Comté hat aber neben den bilateralen Beziehungen den Blick weiter nach Osten, nach Oppeln und Mittelböhmen gerichtet. Das ist vor allem in der heutigen Zeit wichtig, in der durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine Zusammenhalt und Solidarität mehr denn je gefragt sind.“

Bestes Beispiel für deutsch-französische Freundschaft

Marie-Guite Dufay, Präsidentin der Region Burgund-Franche-Comté, betonte: „Die langjährige und nachhaltige Partnerschaft zwischen unseren beiden Regionen ist eines der besten Beispiele für die deutsch-französische Freundschaft. Sie ist älter als der Elysée-Vertrag, der sich der Aussöhnung zwischen Frankreich und Deutschland widmete. Diese Zusammenarbeit mit ihren zahlreichen Jugendaustauschen wird oft als exemplarisch hervorgehoben und gewürdigt, zuletzt am 14. Juli dieses Jahres anlässlich des Empfangs unserer Region in der Französischen Botschaft in Berlin. Wir heute sind die Nachfolger derer, die diese Partnerschaft 1962 begründet haben, Dr. Peter Altmeier und Kanonikus Kir, sowie all jener Persönlichkeiten, die den Zusammenhalt seither getragen haben.“

Hintergrund:

Die „regionale Basis“ der deutsch-französischen Beziehungen entstand bereits ein Jahr vor Unterzeichnung des wegweisenden deutsch-französischen Freundschafts-Vertrags (Élysée-Vertrag) im Jahr 1963. Landtag und Regionalrat (Conseil Régional) haben seit 1987 eine offizielle Partnerschaft. Seit der Unterzeichnung der Partnerschaftserklärung entwickelte sich eine vielfältige und enge Kooperation mit konkreten Projekten in verschiedenen Bereichen wie zum Beispiel Bildung, Kultur, Jugendmobilität, Umwelt und Weinbau. Neben dem engen politischen Austausch besteht ein breites zivilgesellschaftliches Netzwerk zwischen beiden Regionen, das eine nicht wegzudenkende Säule der Partnerschaft darstellt. So gibt es rund 150 bestehende aktive Städtepartnerschaften sowie eine regionenübergreifende Zusammenarbeit zahlreicher Sportvereine, Schulen, Universitäten und Verbände. Der Partnerschaftsverband Rheinland-Pfalz/4er-Netzwerk unterstützt dieses Engagement als Dachverband in Mainz. Als Vertretung des Regionalrats in Rheinland-Pfalz fungiert das Haus Burgund-Franche-Comté in Mainz, während der Landtag das Haus Rheinland-Pfalz als kulturelles Zentrum in Dijon unterhält.